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Wo bleibt der engagierte Nachwuchs?

Mitstreiter gesucht - Beispiele erfolgreicher Werbung
Ein Beitrag der AWO-Ortsvein Münsterdorf

Nicht nur die Arbeiterwohlfahrt hat Nachwuchssorgen. In zunehmend vielen Bereichen ehrenamtlicher Arbeit brechen Mitstreiter weg. Vorstände überaltern – und oft steigt auch der Altersdurchschnitt der Mitglieder rapide. AWO-Ortsvereine mit beachtlichen Mitgliederzahlen sind zur Auflösung gezwungen, weil sich niemand mehr für die Vorstandsarbeit findet, wie in Itzehoe und Kellinghusen, Kreis Steinburg. Andere Ortsvereine schließen sich zusammen.

Wo sind die starken Frauen?
Junge Leute sind durch hohe Anforderungen in der Ausbildung, durch Umzüge und Flexibilität in vielen Berufen immer weniger in der Lage, sich zuverlässig ehrenamtlich zu engagieren. Zudem hat sich das Freizeitangebot in den vergangenen Jahrzehnten erheblich erweitert, ist attraktiver und generell kostengünstiger geworden. Die jungen Frauen, einst starke Säule im Wohlfahrtsbereich, haben heute eigene Sorgen. Junge Mütter wagen es kaum noch, sich wegen der Kindererziehung eine längere Auszeit vom Beruf zu gönnen – aus Bedenken, sie könnten den Anschluss an die Entwicklung am Arbeitsplatz verpassen oder weil sie als Alleinerziehende erwerbstätig sein müssen oder aus Gründen der Altersvorsorge. Mehrfachbelastungen lassen kaum Zeit für ehrenamtliches Engagement.

2018_1116 AWO Kinder bastelnWie kann soziale Kompetenz genutzt werden? Aktivieren lassen sich schlummernde soziale Fähigkeiten offenbar immer noch, aber es müsste schon um offensichtliche Not gehen – nicht um Häkelstunden, Kaffeenachmittage oder Ausflüge, bei denen sich vor allem die Älteren und Alleinstehenden gern aus Gründen der Geselligkeit treffen. Damit soll nicht die Geselligkeit abgewertet werden – in diesen Runden kommen oft Nöte und Bedürfnisse zur Sprache, bei denen die AWO hilfreich zur Seite stehen oder Hilfe vermitteln kann.

Dennoch bleibt die Frage, wie jüngere Ehrenamtliche zu gewinnen sind – unabhängig von Katastrophen, die spontan motivieren, Bedürftigen zu helfen. Sichtbar ist das gegenwärtig am Leid der Flüchtlinge vor Hunger, Krieg und Verfolgung. Hier zeigt sich wieder, wie schon in deutscher Kriegs- und Nachkriegszeit oder bei der Hilfe für Spätaussiedler, die besondere Solidarität und Stärke der Arbeiterwohlfahrt.

Soll das breitgefächerte Engagement eines Tages am Nachwuchsmangel scheitern?  Ideen sind gefragt.

AWO-Helferin Ilka Schau leitet Kinder
beim Weihnachtsbasteln an.
Foto: Ingrid Schwichtenberg

Wie wirbt die Wirtschaft?

 „Kinder haben Sternchen gern – Sternchen ist ein Kind vom Stern.“ Mit diesem Slogan warb das Magazin „Stern“ in den 1950er Jahren um junge Leser und konnte den Lesenachwuchs durch kindgerechte Dauer-Aktionen schon früh für sich interessieren, wie Comic-Rubrik und Beilagen mit Kinderthemen.

Der Sternchen-Reim wurde zum Ohrwurm und blieb leicht haften, wie viele gereimte oder gesungene Werbesprüche. Ob Wohlfühl-Werbung für Kaugummi, Schreibpapier, Zigaretten oder Alkohol – Gereimtes oder zumindest Rhythmisches prägt sich eher ein als die spröde Information. Soll das Interesse über den Slogan hinausgehen, muss die Werbe-Aussage verstärkt werden durch entsprechende Aktionen, wie beim Stern in den 1950er Jahren. Zum Beispiel 1997 führte der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag in seinen Tageszeitungen das Projekt „Zeitung in der Schule“ ein, gefolgt von einem ähnlichen Projekt für Kindergartenkinder und einer täglichen Kinderseite.

Ist  die Strategie auf die AWO zu übertragen?
Ein Beispiel für gelungene Werbung ist der AWO-Ortsverein Münsterdorf, Kreis Steinburg. Die Gemeinde hat fast 2000 Einwohner; die AWO ist in wenigen Jahren von unter 50 auf 100 Mitglieder angewachsen. Die Ursache für die positive Wahrnehmung im Dorf liegt zum einen im Engagement des Vorsitzenden Reinhart Bargmann (70), der zugleich Kreisvorsitzender ist.  Er nutzt viele Gelegenheiten, mit Bürgern zu sprechen, sie auf die Ziele und Möglichkeiten der Arbeiterwohlfahrt aufmerksam zu machen, Hilfe anzubieten und zu geselligen Treffen einzuladen. Zum anderen kommt zur verbalen Werbung die Tat: Der Vorsitzende  und sein Team zeigen Präsenz im Ort, er geht zu Versammlungen, engagiert sich in der Kommunalpolitik, ist auch Vorsitzender der Münsterdorfer Vereinsgemeinschaft. Hier halten alle Vereinsvorsitzenden miteinander Kontakt, unterstützen sich bei Gemeinschaftsaktionen und stimmen Termine ab.

Die Arbeiterwohlfahrt bietet seit Jahrzehnten monatliche Kaffeenachmittage an mit Spielen und Vorträgen. Die stellvertretende Vorsitzende Waltraut Schölermann nimmt Geburtstage und Jubiläen der Senioren wahr und leitet den wöchentlichen Handarbeitsnachmittag. Sie hört als erste, wo der Schuh drückt. Bei Seniorenausfahrten der Gemeinde und eigenen Ausfahrten, bei Weihnachtsfeiern und kleinen Gruppenfahrten für über 75-Jährige sind AWO-Helfer unentbehrlich, erkennbar an den rot-weißen Halstüchern – auch ein Werbeeffekt. AWO-Infostände werden unter anderem bei Messen, Floh- und Weihnachtsmärkten sowie bei Sportveranstaltungen im Ort aufgebaut, oft verbunden mit Kaffee- und Kuchenausgabe.

Begleitet wird das vielfältige Engagement durch intensive Öffentlichkeitsarbeit, wie Plakate, Handzettel sowie druckreife Meldungen und Berichte mit Fotos an die regionale Tageszeitung Norddeutsche Rundschau.

Im Rahmen des Notfalltages 2012 übergab die AWO zwei Defibrillatoren an die Gemeinde, installiert in der Volksbank und in der Sporthalle. Der „Defi“ in der Volksbank hat schon einem Bürger das Leben gerettet.

An der steigenden Zahl der erwachsenen Mitglieder zeigt sich der Erfolg. Bleibt zu hoffen, dass sich in absehbarer Zeit auch der Vorstand und das äußerst aktive Helferteam etwas verjüngen kann. Bei beiden ist das Durchschnittalter von 70 Jahren überschritten.

Vielleicht  wäre es ein Schritt in die richtige Richtung, Interessierte in den Helferkreis einzubinden, auch wenn sie (noch) kein AWO-Mitglied sind? Wenn die engagierte Hausfrauen-Riege auch immer kleiner wird, so suchen doch junge Rentner oft eine neue Aufgabe.

Wie können Kinder positive Eindrücke gewinnen?
Beitragszahlungen und Spenden ermöglichen es dem Münsterdorfer Ortsverein, hin und wieder finanzielle Lücken im Ort zu füllen, wie bei der Anschaffung eines Defibrillators.  Für den  Kindergarten konnte ein Handwagen für den Transport von Krippenkindern gekauft werden, außerdem Warnwesten für Spaziergänge mit den Kleinen. Der Einbau altengerechter Toiletten im evangelischen Gemeindehaus wurde finanziell unterstützt. Vor dem Schulgebäude wurden Krokusse für Bienen und Hummeln gepflanzt – in AWO-Herzform. Bei den Projektwochen der Grundschule leiten AWO-Helferinnen Handarbeitskurse; vor Ostern und Weihnachten bastelt die AWO mit Grundschulkindern. Neuerdings  können Kinder das Nähen mit der Nähmaschine lernen, und weitere Kinderaktionen sind im Gespräch. Die Nachfrage ist groß. Selbst nach Afrika reicht der Ruf: Beim Advent-Kaffee gesammelte Spenden gehen an eine lutherische Einrichtung in Kenia, die bedürftigen Mädchen Schulbildung ermöglicht.

Ob sich ein Erfolg der Initiativen derart einstellt, dass die Münsterdorfer Kinder von heute engagierte Mitglieder von morgen werden, ist zwar ungewiss. Eines aber ist sicher: Sie nehmen die AWO als positives Element ihrer Kindheit nachhaltig wahr. Möge dies ihre Bereitschaft fördern, eines Tages anderen zu helfen – vielleicht ja auch als AWO-Mitglied.

Ingrid Schwichtenberg
Schriftführerin AWO Münsterdorf
 

 

 

 

 

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